Die Mimik

„Der Mensch kann nicht nicht kommunizieren.“ Dieser Satz stammt von Paul Watzlawick, einem weltbekannten Kommunikationswissenschaftler, Soziologen und Psychotherapeuten. Jeder Mensch „spricht“ ununterbrochen, ohne dass er dazu die Lippen bewegen müsste. Durch Mimik und Gestik artikuliert er bewusst oder, wie in den meisten Fällen, unbewusst seine Wünsche, Emotionen, Erwartungen und Gedanken. Diese Form der Kommunikation wird nonverbale Kommunikation genannt, da sie ohne gesprochene Worte auskommt und gehört zur Kategorie der Körpersprache.

Mimik spiegelt emotionale Prozesse wider

Die Mimik eines Menschen wird in erster Linie durch seine Persönlichkeitsstruktur bestimmt. Innerhalb weniger Sekunden bewirken kurze Kontaktionen der Gesichtsmuskulatur, dass ein bestimmter Gesichtsausdruck entsteht. Dieser lässt sich besonders gut an der Augen- und Mundpartie ablesen. Die Mimik ist eine Möglichkeit des Individuums sich seiner Umwelt mitzuteilen, indem es emotionale Signale sendet. Diese visualisieren emotionale Prozesse, welches sich im menschlichen Gehirn abspielen. Mimische Signale sind häufig nicht intentional, sie zeigen sich unbewusst, geben aber dem Gegenüber Auskunft über die Gefühle und Ansichten dieses Menschen. In manchen Fällen wird eine bestimmte Mimik aber auch bewusst eingesetzt. Dies kann beispielsweise bei Schauspielern der Fall sein, die ihre Rolle durch den Einsatz nonverbaler Akzente noch glaubwürdiger darstellen oder gewisse charakterliche Merkmale dieser Rolle durch nonverbale Kommunikation hervorheben möchten.

Die Mimik stellt die Grundlage der Kommunikation dar

Weiter hat die Mimik grundsätzlich auch eine Appellfunktion. Sie ist neben der Lautbildung die erste Mitteilungsform eines Neugeborenen an seine Bezugsperson. Das Baby ist noch nicht in der Lage, sich sprachlich auszudrücken, auch kontrollierte Gesten kann es noch nicht zeigen. Durch seine Mimik aber teilt es seine Bedürfnisse mit. Die nonverbale Kommunikation eines Babys zu verstehen erfordert neben Übung auch ein hohes Maß an Empathie und Sensibilität. Es sind viele Beobachtungen nötig um zu erkennen, mit welchem Gesichtsausdruck neugeborene Babys und Kleinkinder innere Bedürfnis ausdrücken möchten. In der Verhaltenspsychologie existieren eigene Forschungsprojekte, welche sich auf die nonverbale Sprachentwicklung durch Mimik bei Babys und Kleinkindern spezialisiert haben. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass vier Monate alte Kinder in der Lage sind, ihre Muttersprache ausschließlich anhand von Mundbewegungen zu erkennen, welche sie auf einem Fernsehbildschirm sehen. Der Gesichtsausdruck eines Menschen ist ein äußerst dynamisches Merkmal, welches als sehr auffällig wahrgenommen wird und Kleinkindern hilft, später in der Lage zu sein, das gesprochene Wort richtig einordnen zu können.

Babys lernen über die Mimik Sprache zu verstehen

Auch die Babies lernen Sprache zu verstehen, indem sie damit beginnen, in den Gesichtern der Personen zu „lesen“, die ihnen begegnen. Sie interpretieren also deren Mimik und bilden im Gehirn passende Kategorien zu den einzelnen Gesichtsausdrücken. Schon ein vier Monate altes Kind ist in der Lage, die hochgezogene, gekräuselte Stirn seiner Mutter als Ausdruck der Missbilligung zu deuten. Ein Lächeln hingegen ist ein positives Signal, welches Wohlwollen und Freude ausdrückt. Kinder spiegeln dieses Signal, indem sie ebenfalls ihren Mund zu einem Lächeln verziehen. Nach und nach lernen sie dann, dass sie durch ein Lachen ihrerseits andere Menschen ebenfalls dazu bringen können zu lachen. Dieser Prozess ist ein Grundmuster der Verhaltenspsychologie und der Körpersprache und wird intuitiv von jedem Menschen durch die soziale Interaktion mit anderen Menschen erlernt.