Die Gestik ist neben der Mimik ein wichtiger Bestandteil der nonverbalen Kommunikation und ein weites Forschungsfeld innerhalb der modernen Verhaltenspsychologie. Gesten werden unterteilt in lexikalisierte Gesten, Zeigegesten und ikonische Gesten. Lexikalisierte Gesten entsprechen einer Art Zeichensprache und haben einen ausgeprägten Symbolcharakter. Lexikalisierte Gesten werden erlernt und sind kulturabhängig. Zu dieser Kategorie der Gestik zählen beispielsweise diverse Beleidigungsgesten. Zeigegesten, auch Deixis genannt, werden häufig von Kindern gebraucht, welche noch keine ausreichenden sprachlichen Mittel zur Verfügung haben, sich Erwachsenen mitzuteilen. Möchten sie ein Buch ansehen oder ein bestimmtes Lebensmittel essen, so zeigen sie darauf und drücken so ihre Bedürfnisse aus. Mit ikonischen Gesten hingegen spiegeln sie die Wirklichkeit wieder, indem sie ein visuelles Abbild schaffen.
Die Verhaltenspsychologie hilft die Gestik richtig zu deuten
Wer die Gestik anderer Menschen richtig zu deuten weiß, profitiert häufig nicht nur auf privater, sondern auch auf beruflicher Ebene von dieser Fähigkeit. In der Verhaltenspsychologie werden Forschungsansätze immer beliebter, welche beruflichen Erfolg mit der Fähigkeit erklären, die nonverbale Kommunikation anderer Menschen richtig deuten zu können. Wer in der Lage ist, andere Menschen zu durchschauen und sich nicht von Worten irritieren lässt, der kann in einer viel intensiveren Art und Weise Kontakt zu Menschen aufnehmen. Nicht selten widersprechen sich nämlich die Signale, welche durch die Sprache vermittelt werden und diejenigen, die nonverbal ausgesendet werden. Ein Redner, der mit lauter Stimme spricht und versucht, seine Zuhörer zu überzeugen, wird immer versuchen, sich nicht mit verschränkten Armen oder zitternden Fingern zu zeigen. Verschränkte Arme werden als Abwehrhaltung gedeutet und verhindern, dass der Zuhörer sich persönlich angesprochen fühlt. Offene Gesten hingegen vermitteln Vertrauen und Wertschätzung. Zitternde Hände können als Zeichen der Unsicherheit verstanden werden, sie deuten auf einen Unruhezustand hin und attestieren auch jedem rhetorisch geschulten Redner vorhandene Ängste.
Die Gestik verrät mehr als tausend Worte
Die Beispiele zeigen, dass Gesten nie isoliert von der Sprache betrachtet und bewertet werden sollten. Die Gestik gehört zu den individuellen Ausdrucksmitteln und zur Körpersprache des Menschen und sie verrät häufig mehr, als die Sprache allein es jemals könnte. Um Gesten richtig interpretieren zu können, sind genaue Beobachtungen und Analysen notwendig. Eine gewisse Lebenserfahrung ist zusätzlich von Vorteil, da der Kontakt zu möglichst vielen unterschiedlichen Menschen es uns ermöglicht, Vergleiche zu ziehen und unterschiedliche nützliche Bewertungsschemata zu entwickeln, in die Personen, zu denen erstmals ein Kontakt besteht, eigeordnet werden können.
Bei der Partnersuche spielt die Gestik eine besondere Rolle
Ein weiterer Forschungsaspekt der Verhaltenspsychologie im Hinblick auf die Gestik des Menschen ist der bewusste Einsatz von Gestik zu unterschiedlichen Zwecken. Die eigene Körpersprache ist mit ein wenig Übung und Reflektion steuerbar und spielt beispielsweise bei der Partnersuche eine große Rolle. Alleinstehende, die einen Partner suchen, sollten besonders beim ersten Gespräch mit dem potentiellen Partner vermehrt auch auf nonverbale Signale achten. Anhand der Gestik, die der Kommunikationspartner verwendet, lässt sich ein ehrliches Interesse besser ablesen als an Worten.