Der Begriff „Verhaltenstherapie“ bezeichnet ein breitgefächertes Spektrum von Therapieansätzen in der Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, neue Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen zu entwickeln und dadurch die Lebensqualität zu erhöhen. Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, dem Patienten Strategien aus der Verhaltenspsychologie zu vermitteln und ihn so zur Selbsthilfe anzuregen. Im Vordergrund steht also weniger die Ursachenforschung, als vielmehr die Erkenntnis.
Grundlegend ist die Annahme aus der Verhaltenspsychologie, dass Verhaltensweisen erlernt werden und dementsprechend auch wieder verlernt werden können. Besonders empfehlenswert ist die Therapiemethode bei Angststörungen, Suchtverhalten, Essstörungen, mangelndem Selbstvertrauen, Stress, zur Verarbeitung von schwierigen Erlebnissen sowie bei psychosomatischen Erkrankungen. Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie kann hierbei auf hunderte von positiven Wirksamkeitsstudien verweisen.
Die Ursprünge der modernen Verhaltenstherapie
Ihren Ursprung nahm die Verhaltenstherapie mit dem Aufkommen der psychologischen Lerntheorien. Erste Ansätze wurden bereits im Jahr 1924 entwickelt; nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es dann, die Therapieverfahren auch theoretisch zu untermauern und im größeren Stil bei der Behandlung psychischer Probleme, wie zum Beispiel Angstzuständen, einzusetzen. Die bisher üblichen tiefenpsychologischen Behandlungsansätze blieben oft erfolglos, so dass auf Prinzipien der Verhaltenspsychologie zurückgegriffen wurde. In den 1960er und 1970er Jahren wurde die kognitive Verhaltenstherapie entwickelt, die der Tatsache Rechnung trägt, dass die Therapie langfristig nicht nur die äußeren Handlungsabläufe, sondern auch die Gedankenschemata des Patienten verändert. Damit erfolgte zugleich die Integration in die wissenschaftliche Psychologie sowie Psychotherapie als sogenannte Verhaltenspsychologie.
Ziele und Methoden der Verhaltenstherapie
Ziel der Verhaltenstherapie ist es, das Leid des Betroffenen zu lindern und ihm größere Handlungsfähigkeit zu geben. Durch den Ausbau und die Förderung seiner Fähigkeiten soll es dem Patienten ermöglicht werden, eine bessere Selbstregulierung zu entwickeln und seine soziale Interaktion zu verbessern. Um diese Ziele zu erreichen, werden in der Verhaltenstherapie verschiedene Techniken angewendet.
Am bekanntesten ist sicherlich das Konfrontationsverfahren. Diese Methode baut auf dem in der Verhaltenspsychologie bekannten Mechanismus der Konditionierung auf. Mittels dieser Methode soll eine Gewöhnung an den problematischen Reiz erzielt werden, eine Gegensteuerung oder auch eine Extinktion. Vorwiegend eingesetzt wird diese Methode bei Phobien und Zwangsstörungen. Klassisches, wenn auch plakatives Beispiel ist die Fahrt im Aufzug mit einem Menschen, der an Platzangst leidet. Methoden des Konfrontationsverfahrens sind unter anderem die systematische Desensibilisierung, wobei der Reiz stufenweise erhöht wird, die Reizüberflutung, die Reaktionsverhinderung oder auch die Aversionstherapie und das Angstbewältigungstraining. Der Patient wird zunächst in Angst versetzt, lernt dadurch aber gezielt, mit seiner Angst umzugehen.
Weniger bekannt sind die sogenannten operanten Verfahren. Hierbei wird das Verhalten des Patienten durch positive sowie negative Verstärkung oder durch Bestrafung abgeändert.
Die Besonderheiten der kognitiven Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie macht sich den Umstand zu Nutze, dass der Patient Umgebungsreize interpretiert und umsetzt, um dann seine Erfahrungen entsprechend zu strukturieren. Die Annahmen und Kognitionen beeinflussen das Verhalten als transformierte Reize. Somit sind Probleme im Verhalten das Ergebnis fehlerhafter Annahmen oder Wahrnehmungen, mangelhafter Selbstinstruktion oder nicht vollständig durchdachter Schlussfolgerungen. Dem steuert die Verhaltenstherapie entgegen, indem Stressmanagement, Ärgermanagement oder Problemlösungstraining betrieben werden oder indem eine kognitive Umstrukturierung oder eine Stressreduktion mittels Achtsamkeitstraining angeboten werden. Besonders erfolgreich ist die kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen, Panikattacken und Phobien. Auch bei der Behandlung von Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie erzielt die kognitive Verhaltenstherapie hervorragende Ergebnisse.